Über nebelkammern

Was ist eine Nebelkammer?

Eine Nebelkammer, auch Wilson- Nebelkammer genannt, ist ein unikates Gerät zur Anzeige unsichtbarer Spuren radioaktiver Teile. Sie ist so ein einmaliges Gerät für den Unterricht, Demonstrationen und die Popularisierung von Teilchen- und Kernphysik.

Wie funktioniert eine Nebelkammer?

Die Theorie der Nebelkammern überschneidet sich mit der Theorie des Phasenübergangs. Die Erfindung der Nebelkammer selbst wird dem schottischen Physiker Charles Wilson zugeschrieben, der die Bildung von Nebel in Expansionsnebelkammern (d.h. Nebelkammern, welche die Bedingungen der Kondensation mit Hilfe sich ausdehnender Gase erreichen) studierte. Das Zusammenstoßen von Flüssigkeitströpfchen aus Dampf erfordert zwei Grundbedingungen. Den Druck gesättigten Dampfs zu gegebenem Druck und gegebener Temperatur, sowie einen Kondensationskern. Wilson beobachtete, dass außer Staub und anderen Festteilchen auch Ionen als Kondensationskern funktionieren können. Dadurch wurden die theoretischen Grundlagen der Nebelkammer gelegt.

Erklärung der Funktion der Nebelkammern

Nebelkammern sind Geräte, die zur Anzeige von Teilchen der Ionisierungsstrahlung dienen. Diese Strahlung stammt vom Zerfall radioaktiven Materials. Die Teilchen der Ionisierungsstrahlung sind jedoch sehr klein und bewegen sich mit einer hohen Geschwindigkeit, sind also mit bloßem Auge nicht erkennbar.

Das Anzeigen von Nebelspuren entsteht dank der spezifischen Bedingungen im Inneren der Nebelkammer. Grundlage ist die Ausbildung einer Schicht gesättigten Isopropylalkohol-Dampfes. Die Schicht des gesättigten Dampfes entsteht über der schwarzen Beobachtungsplatte dank der Entwicklung von Temperaturgradienten. Während die Beobachtungsplatte gekühlt ist, kommt es im oberen Teil des Innenraums der Nebelkammer – in der Rille – zur Erhitzung des Isopropylalkohols. Der heiße Isopropylalkohol, der auf der Rille verdampft, sinkt auf die gekühlte Beobachtungsplatte, über welcher er eine Schicht gesättigten Dampfes in einer Stärke von etwa einem Zentimeter bildet.

Wenn elektrisch geladene Teilchen die Schicht gesättigten Isopropylalkohol-Dampfes durchfliegen, sehen wir die Spuren ihres Durchflugs in Form sehr kleiner Tröpfchen Isopropylalkohols, die durch plötzliche Kondensation entstehen.

Die weiße Spur, welche nach dem Durchflug der Teilchen entsteht, kontrastiert mit der schwarzen Beobachtungsfläche und ist mit bloßem Auge gut sichtbar. Keine zwei Nebelspuren sind identisch und sie unterscheiden sich sogar soweit, dass man relativ einfach bestimmen kann, welches Teilchen mit seinem Durchflug die Kondensation der Nebelspuren verursachte, und sogar dessen Eigenschaften und aus welcher Quelle es stammte.

Die Bildung der weißen Spuren in der Nebelkammer kann man mit weißen Nebelstreifen vergleichen, die sich am Himmel hinter einem Flugzeug bilden. Wenn das Flugzeug in einer ausreichenden Höhe fliegt, wo sich gesättigter Wasserdampf befindet, bewirkt es dadurch dessen Kondensierung. Und nach dem gleichen Prinzip entstehen die weißen Spuren in der Nebelkammer.

Die erste Nebelkammer erfand der schottische Physiker Charles Thomson Rees Wilson, als er im Jahre 1911 das Gerät nach fast zwanzigjähriger Entwicklung zum ersten Mal einschaltete und die ersten Beobachtungen durchführte.

Im Jahre 1927 erhielt er den Nobelpreis für Physik für die Entdeckung des Prinzips der sichtbaren Spuren elektrisch geladener Teilchen mittel Kondensierung gesättigten Dampfes.

Beobachtung der Erscheinungen und Teilchen

Radioaktivität

Radioaktivität oder auch radioaktive Verwandlung ist eine Erscheinung, bei der es zur Verwandlung der inneren Struktur der Atomkerne kommt, häufig begleitet durch ionisierende Strahlung (Alpha, Beta, Gamma). Radioaktivität ist ursprünglich eine komplett natürliche Erscheinung, die nicht durch die Tätigkeit des Menschen verursacht ist. Es gibt auf der Welt eine ganze Reihe radioaktiver Stoffe, zum Beispiel Uranerze oder einfache Bananen.

Radioaktive Verwandlung kann man sich mittels eines einfachen Vergleichs näherbringen. Wir stellen uns einen beleibten Menschen vor. Dieser Zustand ist für einen Menschen im allgemeinen nicht natürlich und er möchte die Beleibtheit loswerden, also abnehmen. Das macht er am einfachsten so, dass er die überschüssigen Fettvorräte ablegt. Die gleiche Motivation haben auch Atomkerne, die sich in einem für sie unnatürlichen Zustand befinden, z.B. eine hohe Neutronenanzahl haben, oder die zu groß sind. Ein solcher Kern wandelt seine Struktur auf natürliche Art, z.B. verkleinert er sich durch Ausstrahlung von Alphateilchen (zwei Protonen und zwei Neutronen), oder z.B. verwandelt er ein Neutron in ein Proton, wobei es zur Ausstrahlung von Elektronen kommt (radioaktive Umwandlung Beta minus).

Dennoch ist der Ausdruck Radioaktivität am häufigsten mit Kernkraftwerken verbunden, deren Anteil an der gesamten Hintergrundradioaktivität, also der Menge an Radioaktivität, der wir auf der Erde gewöhnlich ausgesetzt sind, gegenüber der natürlichen Hintergrundradioaktivität sehr gering ist, und das auch bei Einrechnung der Kernkraftwerksunglücke, wie es z.B. im Jahre 1986 die Havarie des Kernkraftwerks Tschernobyl oder im Jahre 2011 die Havarie des Kernkraftwerks Fukuschima Daiichi waren.

Die Wissenschaft des Unsichtbaren

Viele Konzepte in der Wissenschaft sind sehr schwer zu verstehen. Manche sind mathematisch anspruchsvoll, andere durch ihre Komplexität. Und andere nur durch ihre Größe. Moleküle, Atome, subatomare Teilchen – diese alle bilden einen unglaublich nützlichen Gedankenrahmen für die Wissenschaft. Warum glaubt die ganze Welt an etwas, das niemand sehen kann? Es existiert ein Unzahl experimenteller Beweise, die unsere Theorie bestätigen. Obwohl die Teilchen der Mikrowelt unsichtbar und schwer vorstellbar sind, bestätigt eine Unzahl an Beweisen deren Existenz. Elektrizität, Radio, Elektronik und Chemikalien, Kernkraftwerke und vieles andere existieren nur dank der Gültigkeit dieser Theorie. Ein großes Problem der Wissenschaft der Mikrowelt war immer die Abbildung der Teilchen. Die anschaulichste Methode zur Abbildung der Teilchen ist die Methode der Abbildung in der Nebelkammer. In dieser bewirken auch die kleinsten Elementarteilchen ein Ausfällen von Flüssigkeitströpfchen, welche einfach sichtbare Nebelspuren bilden. Heutzutage werden die Nebelkammern in der Wissenschaft durch elektronische Geräte ersetzt, aber was die Anschaulichkeitserfahrungen betrifft sind diese unübertroffen.

Beobachtbare Phänomene

GRUNDLEGEND

Alphateilchen

Das Alphateilchen zeichnet sich durch die Gruppierung zweier Protonen und zweier Neutronen aus, es handelt sich also um den Kern des Heliums. Alphateilchen hinterlassen in der Nebelkammer kürzere, aber stärkere Spuren. Der Strom an Alphateilchen nennt sich radioaktive Alphastrahlung. Es handelt sich um die am wenigsten durchdringende Strahlung, schon ein Blatt Papier oder auch nur mehrere Meter Luft können sie aufhalten. Natürliche Quellen von Alphastrahlung sind z.B. Uran, Radium oder auch Radon. Das Isotop Radon Rn-222 ist für sein Sammlungspotenial in Gebäuden bekannt, da es sich aus der Erdkruste löst. Ein Beispiel für eine künstliche Quelle von Alphastrahlung ist das Isotop Am-241 des Elements Americium, das in der Natur normal nicht auftritt.

Elektronen

Verschiedenartige, oft dünne Zickzack-Spuren oder dünne gerade Spuren gehören Elektronen. Wie sehr die Spur der Elektronen abbiegt hängt von deren Energie ab. Elektronen mit hoher Energie bahnen sich den Weg in gerader Richtung, Elektronen mit niedriger Energie ändern ihre Richtung aufgrund des Zusammenstossens mit Isopropylalkohol-Molekülen. Elektronen in der Nebelkammer haben ihren Ursprung wieder entweder in der radioaktiven Verwandlung auf der Erde, also als Teil der natürlichen Hintergrundradioaktivität, oder stammen von der sekundären kosmischen Strahlung. Ein Elektronenstrahl wird als Betaminus-Strahlung bezeichnet. Die Betastrahlung durchdringt stärker als die Alphastrahlung, sie kann z.B. durch eine 1 mm starke Bleiplatte abgeschirmt werden.

Positronen

Das Positron ist das erste beobachtbare Teilchen Antimaterie, es ist das Antiteilchen des Elektrons. Seine Spur ist mit der des Elektrons identisch, man kann die Spuren dieser Teilchen durch Platzierung der Nebelkammer in einem Magnetfeld unterscheiden, wo sich die Spuren von Elektronen und Positronen in Gegenrichtung erstrecken. Dieses Elektron wurde erstmals im Jahre 1932 durch Carl Anderson entdeckt, der für diese Entdeckung den Physiknobelpreis erhielt. Die beobachteten Positronen stammen von der kosmischen Strahlung oder vom natürlichen Zerfall der Atome auf der Erde. Den Strom ausgestrahlter Positronen bezeichnen wir als Betaplus-Strahlung. Ein Beispiel für eine natürliche Quelle radioaktiver Betaplus-Strahlung ist Kalium 40-K, das am meisten in Bananen enthalten ist. Die Konsumierung einer Banane entspricht einer Dosis von 1% der durchschnittlichen täglichen Dosis radioaktiver Strahlung, welche auf den Menschen einwirkt. Positronen begegnen uns auch in der Medizin, und das konkret beim Positronenemissionstomographen (PET). Es handelt sich um eine Abbildungsmethode, die einzelnes Gewebe darstellt. Diese Methode beruht auf der Interaktion mit einem Radiopharmakum, das dem Patienten verabreicht wird. Dieses Radiopharmakum ist eine Betaplus-Strahlungsquelle, also ein Emittent von Positronen. Die herausfliegenden Positronen annihilieren mit den Elektronen, die in den Atomkörpern anwesend sind. Der Detektor registriert dabei Photonen, die bei der Annihilierung ausgestrahlt werden. In der Nebelkammer kann die Annihilierung der Positronen und Elektronen aus dem Verlauf der Spuren in der Nebelkammer identifiziert werden.

Protonen

Markante Spuren, die oft die ganze Fläche der Nebelkammer durchziehen, gehören Protonen, den Teilen, die den Atomkern bilden. Diese Protonen haben ihren Ursprung in der kosmischen Strahlung. Die Spuren der Protonen können sich durch die gesamte Beobachtungsfläche ziehen, aber auch kürzere Spuren und nur Punkte – das hängt von dem Winkel ab, unter dem das Proton in die Nebelkammer eintritt. Auf Protonen kann man in der Medizin treffen, konkret im Bereich Radiotherapie. In der Protonenbehandlung werden beschleunigte Protonen zur Bestrahlung kranken Gewebes bzw. von Tumoren und Karzinomen verwendet. Die Protonenbehandlung ist ein Beispiel der Nutzung eines ursprünglichen Forschungsgeräts für eine konkrete Anwendung – die Protonen werden mittels eines Teilchenbeschleunigers beschleunigt (Cyklotron).

SELTEN

Myon

Myonen entstehen aus der Interaktion kosmischer Strahlung mit der Atmosphäre und dringen bis auf die Erdoberfläche durch, wo wir sie z.B. in der Nebelkammer beobachten können. Myonen können wir in der Nebelkammer auch trotz ihrer kurzen Lebensdauer beobachten, und das dank der Zeitdilatation, einem der Effekte der speziellen Relativitätstheorie. Myonen bewegen sich mit einer Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit zur Erde, daher gelangen Sie früher zur Erde als sie zerfallen.

Wenn Sie in der Nebelkammer eine Spur ähnlich der Spur von Elektronen sehen, immer aber sehr gerade (dank der hohen Geschwindigkeit der Teilchen), ist es möglich, dass es ein Myon ist!

Erguss der kosmischen Strahlung

Die kosmische Strahlung stellt Teilchen dar, die aus dem Kosmos mit hoher Geschwindigkeit auf die Erdatmosphäre treffen, wo es zur Entstehung der sekundären kosmischen Strahlung durch Interaktion mit den Atomen der Atmosphäre kommt. In der Nebelkammer können wir die kosmische Strahlung eindeutig dank der sekundären kosmischen Strahlung beobachten, und das als mehrere Nebelspuren in gleicher Richtung im gleichen Augenblick. Die Teilchen der kosmischen Strahlung stammen z.B. von der Sonne, aber auch aus dem Raum zwischen den Sternen und zwischen den Galaxien.

Delta ray Elektronen

Beim Durchfliegen relativ schwerer Teilchen mit hoher Energie kann man in der Nebelkammer Spuren von sog. Deltastrahlung beobachten. Es handelt sich um Elektronen, die aus einem Isopropylalkohol-Molekül bei Durchfliegen eines solchen schweren Teilchens herausgerissen werden, wie z.B. ein Proton. In der Nebelkammer sieht man dann um die direkten Spuren des Protons als Folge der Ionisierung des Isopropylalkohol-Moleküls. Gerade diese entweichenden Elektronen werden als Deltastrahlung bezeichnet, auf Englisch delta ray.

Indirekte Beobachtung von Gammastrahlung – Compton scattering

Die radioaktive Gammastrahlung kann in der Nebelkammer nicht direkt beobachtet werden, da es sich wirklich um eine Strahlung handelt und nicht um einen Strom geladener Teilchen wie es bei der Alpha- und Betastrahlug ist. Diese Tatsache kann aber teilweise umgangen werden. Durch Anlegen einer Quelle von Gammastrahlung am Glas der Nebelkammer kommt es zum Herausziehen von Elektronen aus den Molekülen, welche das Glas bilden. Diese Elektronen können wir dann in der Nebelkammer beobachten.

Doppelte Spuren der Form „V“ von Alphateilchen nach dem Zerfall von Radon

Spuren in Form des Buchstabens “V” gehören zwei Alphateilchen, die sehr kurz nacheinander ausgestrahlt wurden. Wenn im Beobachtungsbereich der Nebelkammer Radon 220-Rn anwesend ist, beobachten wir dessen Zerfall zu Polonium 216-Po, das fast sofort zu Blei 212-Pb zerfällt. Diese zwei Zerfallsprozesse werden von der Ausstrahlung zweier Alphateilchen begleitet, deren Spuren wir in der Nebelkammer beobachten. Radon 220-Rn kann dank des interaktiven Druckknopfs des moduls in den Beobachtungsbereich injiziert werden.

Demonstration der Halbwertszeit des Zerfalls von Radon

Die Halbwertszeit ist die Zeit, in der die Hälfte der aktuellen Anzahl an Atomkernen in der Probe zerfällt. In der Nebelkammer können wir diesem Begriff mittels Radon 220-Rn und charakteristischen Spuren in „V”-Form näherkommen. Nach der Injektion von Radon 220-Rn in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer beobachten wir eine maximal Anzahl von Spuren in „V“-Form”. Radon 220-Rn hat eine Halbwertszerfallszeit von einer Minute, daher sehen wir in dieser Zeit die Hälfte der “V”-Spuren. Wenn wir eine weitere Minute warten, also eine weitere Halbwertszeit, sehen wir in der Nebelkammer die Hälfte der Hälfte der “V”-Spuren der Maximalzahl, die wir nach der Injektion von Radon 220-Rn gesehen haben. Radon 220-Rn kann dank des interaktiven Druckknopfs des moduls in den Beobachtungsbereich injiziert werden.

Visualisierung der Thoriumzerfallsreihe

Die Thoriumzerfallsreihe ist eine von vier grundlegenden Zerfallsreihen. Es handelt sich um eine Abfolge von Elementen, wo klar gegeben ist, zu welchem weiteren Element das vorhergehende instabile Element zerfällt und welche Teilchen sie dabei ausstrahlen (z.B. Alphateilchen oder Elektronen). In der Nebelkammer kann man einen Teil der Thoriumzerfallsreihe beobachten, wo wir nach der Injektion von Radon 220-Rn in den Beobachtungsbereich die Spuren von zwei Alphateilchen nach dem Zerfall des Radon 220-Rn zu Polonium 216-Po und dessen Zerfall zu Blei 212-Pb beobachten. Radon 220-Rn kann dank des interaktiven Druckknopfs am modul in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer injiziert werden.

Die vom Alphastrahler ausgestrahlen Alphateilchen

Die Spuren der Teilchen radioaktiver Strahlung können außer durch Beobachtung des natürlichen radioaktiven Hintergrunds auch bei Platzierung einer künstlichen Quelle in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer beobachtet werden. Eine Quelle für Alphastrahlung, Alphateilchen, ist z.B. Americium 241-Am. Nach dessen Einschieben in den Beobachtungsbereich kann man die Spuren der ausgestrahlten Alphateilchen beobachten. Die künstlichen Quelle von Alphateilchen Americium 241-Am kann mittels eines interaktiven Druckknopfes des moduls in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer geschoben werden.

Die vom Betastrahler ausgestrahlten Elektronen

Die Spuren der Teilchen radioaktiver Strahlung können außer durch Beobachtung des natürlichen radioaktiven Hintergrunds auch bei Platzierung einer künstlichen Quelle in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer beobachtet werden. Eine Quelle für Betateilchenstrahlung, Elektronen, ist z.B. Strontium 90-Sr. Nach dessen Einschieben in den Beobachtungsbereich kann man einen Fächer an ausgestrahlten Elektronen in alle Richtungen beobachten. Die künstlichen Quelle von Elektronen Strontium 90-Sr kann mittels eines interaktiven Druckknopfes des moduls in den Beobachtungsbereich der Nebelkammer geschoben.

SEHR SELTEN

Pion

Pionen sind Teilchen, die aus einem Paar der Elementarteilchen Quarks “u” und “d” bestehen, wobei sie immer ein Quark und ein Antiquark enthalten. In der Nebelkammer kann man nur Spuren geladener Pionen beobachten. Die Spuren eines Pions sind denen eines Elektrons sehr ähnlich und es ist schwer deren Spuren zu unterscheiden; dies kann anhand des Verlaufs der Spur in der Nebelkammer erfolgen. Pione sind auch Teil der sekundären kosmischen Strahlung, die in der Atmosphäre aus der Interaktion von primärer kosmischer Strahlung mit den Teilchen der Atmosphäre entstehen.

Kaon

Kaonen sind Teilchen, die aus einem Quark „s” und einem Quark “u” oder “d” bestehen, immer im Paar Quark und Antiquark. In der Nebelkammer können diese Teilchen aus dem Verlauf der Spuren beim Zerfalls eines Kaons identifiziert werden, wobei die Kaonen zu Pionen zerfallen. Kaonen wurden im Jahre 1947 beim Studium des sekundären kosmischen Strahlung, deren Bestandteil sie sind, auf Aufnahmen aus einer Nebelkammer entdeckt.

Elastic proton scattering

Das Elastic proton scattering ist eines der seltensten Erscheinungen, welche in der Nebelkammer beobachtet werden können. Es handelt sich um eine Art der Interaktion, bei der es zu einem elastischen Zusammenstoß zweier Protonen kommt.

Zerfall eines Myons durch schwache Interaktion

In der Nebelkammer kann der Zerfall eines Myons durch schwache Interaktion zu einem Elektron beobachtet werden. Dieser Zerfall kann am Verlauf der Nebelspur klar beobachtet werden. Die dicke Nebelspur des Myons bricht plötzlich scharf und wird dünner – das Myon ist zerfallen und wir beobachten die dünnere Spur des Elektrons. Die weiteren Teilchen – das Myonneutrino und Elektronen-Antineutrino – können wir in der Nebelkammer nicht beobachten, da diese Teile nicht elektrisch geladen sind.

Gamma-Annihilation

Annihilation tritt in dem Augenblick ein, wenn ein Teilchen seinem Antiteilchen begegnet. Das bekannteste Beispiel ist die Annihilation eines Elektrons und eines Positrons, bei der die Gamma-Zweiphotonenstrahlung entsteht. In der Nebelkammer wird diese Erscheinung als zwei dünne Spuren beobachtet (Elektron und Positron), die an der gleichen Stelle enden. Die Gammaphotonenstrahlung kann in der Nebelkammer nicht beobachtet werden, das diese Teilchen keine elektrische Ladung tragen. Diese Erscheinung kann auch in umgekehrter Reihenfolge beobachtet werden, wenn ein Photon zu einem Elektron und einem Proton zerfällt, ihre Spuren gehen also vom gleichen Punkt aus.

Oh-my-god particle – Oh-mein-Gott-Teilchen

Im Jahre 1991 wurde erstmals ein Teilchen beobachtet, das eine ultrahohe Energie hatte, vergleichbar z.B. mit der kinetischen Energie eines fliegenden Fußballs. Dieses Teilchen hat sicher seinen Ursprung im Weltall, flog also als Teil der kosmischen Strahlung an, aber sein genauer Ursprung ist bisher unsicher. Das “Oh-mein-Gott”-Teilchen ähnelt am meisten sehr schnell fliegenden Protonen. Theoretisch kann ein solches Teilchen in der Nebelkammer beobachtet werden, jedoch wurden bisher nur ganz wenige solcher Teilchen beobachtet.

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Das Standardmodell der Teilchenphysik ist eine Theorie, welche die drei Grundkräfte (Interaktion) und die Grundteilchen (Elementarteilchen) beschreibt, aus denen sich alle Materie zusammensetzt.

Das gesamte Universums besteht nach dieser Theorie aus sechs Arten sog. Leptonen und sechs Arten sog. Quarks. Alle deren Beziehungen können wir mittels dreier Arten von Interaktionen beschreiben – starke, schwache und elektromagnetische Interaktion. Obwohl wir schon wissen, dass diese Theorie evident nicht fehlerfrei ist, zum Beispiel nicht die Gravitationsinteraktion beinhaltet, wird diese Theorie als das bisher beste Modell des Funktionierens des Universums angesehen. Elektron, Mion und Tauon haben eine negative Elementarladung, wir können sie daher in der Nebelkammer beobachten, wo wir am häufigsten Elektronen und weniger häufig auch Mionen beobachten.

Elementarteilchen

Die Masse besteht aus Leptonen und Quarks. Die Leptonen umfassen das Elektron und dessen Varianten mit höherer Masse, Mion und Tauon, zusammen mit entsprechenden Neutrinos (Elektronen, Mionen und Tauonen). Für jedes Lepton existiert dessen Antiteilchen, wobei das häufigste davon das Positron ist, das Antiteilchen des Elektrons. Aus anderen Teilchen, den Quarks, bestehen die Hadron-Teilchen. Es existieren sechs Quarks und jedes hat sein Antiteilchen. Beispiel für Teilchen, die aus Quarks bestehen, sind zum Beispiel Hadronen, Protonen und Neutronen, die einen üblichen Atomkern bilden. Aus Quarks bestehen auch sog. Mesone, wie zum Beispiel das Pion oder das Kaon. Beide dieser erwähnten Mesone wurden in einer Nebelkammer entdeckt.

Die Interaktion, beschrieben im Standardmodell der Teilchenphysik, vermitteln intermediale Teilchen – durch elektromagnetische Interaktion von Photonen (Licht, Gammastrahlung), schwache Interaktion der Bosons W+, W– und Z0 (Radioaktivität) und starke Interaktion vermitteln die Gluon-Teilchen. Ein besonderes Teilchen ist dann das Higgs-Boson, das zum sog. Higgs-Feld gehört, dank dessen die Teilchen W+, W– und Z0 ein Nichtnullgewicht haben. Das Higgs-Boson ist das letzte entdeckte Teilchen des Standardmodells, als sich dies im Jahre 2012 am CMS-Detektor am Großen Hadronbeschleuniger (LHC) der Organisation CERN ereignete.